Kopfschmerzen und Migräne vorbeugen, Schmerzen lindern

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Benjamin Schäfer: Kopfschmerzen und Migräne – Das Übungsbuch: Vorbeugen, entspannen, Schmerzen lindern, 144 Seiten, 110 Abbildungen, kartonierter Einband, Format 23 x 23 cm, TRIAS Verlag, Stuttgart 2018, Preis 17,99 € (D), 18,50 € (A), 20,70 SFR (CH), ISBN 978-3-432-10466-9.

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Kopfschmerzen sind nicht gleich Kopfschmerzen. Die internationale Kopfschmerzklassifikation beschreibt über 250 Kopfschmerzarten. Entsprechend unterschiedlich sind Häufigkeit, Intensität und Dauer der Schmerzen sowie die Begleitsymptome. Es werden zwei Formen von Kopfschmerzen unterschieden: der primäre und der sekundäre Kopfschmerz. Bei der primären oder idiopathischen Form ist der Kopfschmerz die Erkrankung selbst. Die Migräne und der Spannungskopfschmerz gehören zu den häufigsten Arten dieser Gruppe. Sekundäre oder symptomatische Kopfschmerzen kommen dagegen weniger vor, können ursächlich geklärt und je nach Krankheit, zum Beispiel bei grippalen Infekten, entsprechend behandelt werden. Studien zeigen, dass in den letzten zehn Jahren immer häufiger die Diagnosen Spannungskopfschmerz und Migräne gestellt werden, vor allem bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 27 Jahren und sogar schon bei Kindern mit einer Häufigkeit von 20 Prozent aller Schulkinder. Zwölf Prozent der deutschen Bevölkerung sind von Migräne und 23 Prozent von Spannungskopfschmerzen betroffen.

Das Buch von Benjamin Schäfer befasst sich daher schwerpunktmäßig mit Migräne- und Spannungskopfschmerzen. Der Autor ist leitender Physiotherapeut an einer Migräne- und Kopfschmerzklinik. Aus seinen Erfahrungen mit chronischen Schmerzpatienten weiß er, wie wichtig Aufklärung und Hintergrundwissen über die eigene Krankheit und über Schmerzgeschehnisse sind, damit aktive Selbsthilfe wirksam werden kann, die Anfallsschwere und -häufigkeit zu mindern. Er bietet gymnastische Übungseinheiten an, die jeweils auf das individuelle Beschwerdebild abgestimmt werden können, um mehr Ausgewogenheit zwischen Aktivität und Erholung zu erreichen, die Körperwahrnehmung zu verbessern sowie Schmerzen vorzubeugen und zu lindern.

Das einführende Kapitel wirbt für ein besseres Verstehen, wie Kopfschmerzen entstehen, wie sie verlaufen und welche Vorboten und Begleiterscheinungen damit einhergehen. Sowohl die Migräne als auch Kopfschmerzen vom Spannungstyp können als vorübergehende Funktionsstörung des Nervensystems verstanden werden. Beide Kopfschmerztypen stellen eine Art Schutzfunktion für das Nervensystem sensibler Menschen dar. Die Migräne ist eine entzündliche Variante, die durch die Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn die Hirnhäute und deren Blutgefäße übermäßig reizen. Beim Spannungskopfschmerz besteht die Annahme, dass eine erhöhte Aktivierung von Nervenfasern aus der Muskulatur an der Schmerzentstehung beteiligt ist. Die Kopfschmerzen treten bei beiden Formen dann auf, wenn innere und äußere Reize den Organismus so stark belasten, dass sie nicht mehr sinnvoll von ihm wahrgenommen und verarbeitet werden können. Das Gehirn signalisiert mittels Schmerzen, dass Körper und Seele Ruhe und Erholung brauchen und zwingt somit beide zum Rückzug. Anhand von drei Fallbeispielen stellt der Autor die für die Behandlung, Selbsthilfe und Übungsanwendung entscheidenden Unterschiede zwischen Migräne und Spannungskopfschmerzen deutlich heraus. Zum Beispiel wirkt körperliche Aktivität bei Migräne schmerzverstärkend, während sie beim Spannungskopfschmerz ablenkend und lindernd ist. So werden sich Migränebetroffene, die die Anfallsdynamik mit Vorzeichen wie Übelkeit, Lärmempfindlichkeit oder Sehstörungen schon kennen, beim nächsten sich anbahnenden Anfall zurückziehen, im abgedunkelten Raum ruhen oder schlafen wollen, um der schlimmsten Schmerzintensität zu entgehen. Betroffenen von Spannungskopfschmerzen tut dagegen Bewegung an der frischen Luft gut, die von den sich langsam anschleichenden Schmerzen ablenken. Erst wenn die Schmerzen heftiger werden, bedürfen auch sie der Ruhe, Entspannung und Erholung.

Die Gymnastikübungen stellen eine Ergänzung zur Behandlung mit Schmerz- und Migränemedikamenten dar. Sie sollen die Körperhaltung verbessern, verspannte Muskeln entspannen, geschwächte Muskeln kräftigen, Gelenke beweglicher machen und vor allem eine muskuläre Balance im Nacken- und Kiefergelenksbereich erzielen. Gerade die Nacken- und Kaumuskeln spielen bei beiden Kopfschmerztypen eine große Rolle. Schmerzhaft verspannte Muskeln können Kopfschmerzen auslösen und verstärken. Umgekehrt können Kopfschmerzen auch Nackenschmerzen verursachen, weil Betroffene vor lauter Schmerz nicht wissen, wie sie den Kopf halten sollen. Als Prophylaxe in beschwerdefreien Phasen beugen die Übungen Schmerzattacken vor. Bei Migränebetroffenen lohnt sich verbeugendes Üben besonders. Sie können durch regelmäßige Anwendung von Entspannungsübungen die Anzahl ihrer Migränetage um 35 bis 45 Prozent reduzieren und mit Ausdauertraining ihre Belastbarkeit erhöhen und die Stressresistenz verbessern.

Fazit

Benjamin Schäfer leitet die Übungen präzise und verständlich an und veranschaulicht Übungspositionen und -abläufe durch Bilderreihen, was die Entwicklung individueller Selbsthilfestrategien sehr erleichtert. Im Gesamten ist das Übungsbuch ein sehr gelungener Patientenratgeber: informativ, aufklärend und motivierend. Sehr empfehlenswert!

Cornelia M. Kopelsky, Service für bewegende Publikationen
Freie Fachjournalistin und Fachautorin
Feckweilerbruch 28, 55765 Birkenfeld / Nahe

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